Ashdown RPM-1

Mit Ashdown kam ich bisher nur durch gestelltes Equipment und durch zeitweiliges Antesten in Show-Räumen in Berührung. Mein Eindruck war stets derselbe: Joah, ganz solide. Mehr nicht. 
Immer wieder positiv empfand ich jedoch die Equalizer-Bedienung. Mit nur wenigen Einstellungen ist ein brauchbarer Sound gefunden, den man zudem auch noch schnell verfeinern kann.

Der RPM-1 Bass war mir durch Internetrecherchen bekannt, jedoch wurde mir schnell klar, dass dieser nicht mehr hergestellt wird, und nur selten auf dem Gebrauchtmarkt angeboten wird. Er wurde in einem relativ kurzen Zeitraum mit nur einer sehr geringen Stückzahl hergestellt. Nach einer Anfrage bei Ashdown Engineering wurde mir mitgeteilt, dass nur 250 RPM-1 produziert und verkauft wurden. Der Preamp wurde mit einer optisch passenden Zweikanal-Endstufe (Ashdown APM 1000) angeboten. 
Ein recht bekannter Anwender war John Entwistle, auf dessen Idee wohl die Auskopplung des Preamps aus den ABM-Amps beruht. 100 Stück der RPM-1 Preamps wurden als John Entwistle Signatures verkauft.

Erstaunt (und erfreut) war ich, diesen Preamp bei einem Musikalien An- und Verkauf zu erblicken. Schnell noch einen guten Preis verhandelt und schon war es mein Ashdown RPM-1.

Übersicht

  • Bauform: 19" Stahlblechgehäuse, 2HE
  • Technik: Röhre / Transistor
  • Einbautiefe: 275 mm
  • Klangregelung: 7-Band EQ (schaltbar), Flat-Preset
  • Eingänge: Klinke (aktiv/passiv)
  • Ausgänge: Full-Range Output (Klinke), Effekt Send/Return (Klinke), High/Low Pass (Klinke), Balanced DI-Out
  • Gewicht: 6,2 kg
  • Sonstiges: Footswitch, Oktaver (schaltbar)

Konzept & Sound

Der Preamp ist solide und sauber verbaut. Das Gehäuse wurde aus Stahlblech gefertigt, die Front besteht aus Aluminium. Insgesamt vermittelt dies einen wertigen Eindruck. Das Innenleben wirkt aufgeräumt, der Trafo dominiert das Bild.
Mit 6,2 kg ist dies der mit Abstand schwerste Preamp, den ich bisher testen konnte.

Eingang / Input

Quelle: Ashdown Engineering

Für den Anschluss eines Instruments steht ein Klinkeneingang zur Verfügung. Die Eingangsempfindlichkeit kann durch einen Schalter (Passive/Active) angepasst werden.
Die weitere Aussteuerung des Eingangssignals wird mit dem Input-Regler und dem (typisch Ashdown) VU-Meter vollzogen.
Mit Flat/Shape kann zwischen einem "PreShape" Preset und einem "Flat" - Preset gewechselt werden. Im aktivierten "PreShape" Preset werden die Bässe und die Höhen etwas mehr in den Vordergrund gestellt, die Mitten werden leicht abgesenkt. Dies erzeugt ein ordentliches "Fundament" und klingt somit "bauchiger".

Quelle: Ashdown Engineering

Viel Platz auf der Frontblende wird vom 7-bändigen Equalizer eingenommen. Dieser ist per Taster oder optionalem Fußschalter aktivierbar. Etwas merkwürdig erscheint die Regelmöglichkeit der einzelnen Frequenzbänder. Einstellungen können per Drehknopf für die mit Bass (45 Hz), Middle (660 Hz) und Treble (7 kHz) betitelten Bereiche vollzogen werden (jeweils +/- 15dB), vier weitere Fader stehen für die Bereiche 180 Hz, 340 Hz, 1,3 kHz und 2,6 kHz zur Verfügung, wobei auch hier eine jeweilige Absenkung/Anhebung um +/- 15 dB möglich ist. Diese Art eines Equalizers erscheint etwas ungewöhnlich und dient vielleicht nur der Optik, die Aufteilung der Frequenzbänder ist aber gut gelungen. Sind die Fader in Neutralstellung, was sich durch eine leichte Rasterstellung bemerkbar macht, sind schnelle EQ-Einstellungen alleine mit den Drehpotis möglich. Zur "Verfeinerung" können die übrigen (Fader-) Bänder ganz nützlich sein.

Der ebenfalls per Taster oder Fußschalter aktivierbare Valve Drive mischt dem cleanen Basssignal ein wenig Röhrenzerre ("Grind") hinzu. Auch in der Maximalstellung bleibt die Zerre angenehm und wird nicht billig kratzig.
Ebenfalls typisch Ashdown ist der Sub-Harmonics Effekt, welcher per Fußschalter oder Taster aktivierbar ist. Es handelt sich hierbei um einen dezent wirkenden Octaver, welcher mit dem Level-Regler dem Signal zugemischt werden kann.

Quelle: Ashdown Engineering

Der symmetrierte DI-Out kann wahlweise pre/post EQ gelegt werden. Der Abgriff erfolgt vor dem Master-Regler. Weiterhin stehen ein Tuner/Line Out und ein SUB Out zur Verfügung. Am Tuner/Line Outliegt auch beim muten des Preamps ein Signal an. Am Sub Out liegt ein "Low Pass" gefiltertes Signal (160 Hz Filterfrequenz) speziell für den Subwooferbereich an.

Der Ashdown RPM-1 bietet die Möglichkeit, jeweils einen Fußschalter für die Aktivierung des Oktavers und der Röhrenzerre (auf der Front schaltbar mit Sub-Harmonics bzw. Valve Drive beschriftet) und einen Schalter für die Aktivierung des Equalizers und der Presets (auf der Front mit E.Q. bzw. Flat/Shape beschriftet) anzuschließen. Neben Ausgängen für den Effekt Send/Return und des symmetrierten DI-Outs kann ein Gerät mit Line-Level angeschlossen werden.

Der Preamp bietet die Möglichkeit des s.g. Biampings. So sind Ausgänge (Klinke) für den Low Pass und für den High Pass vorhanden. Die Crossover Frequenz kann stufenlos zwischen 35 Hz und 150 Hz gewählt werden. Die Lautstärke des Low Pass kann zusätzlich mit einem Level-Regler angepasst werden, da sie i.a. als "leiser" empfunden wird. Will man die Möglichkeit des Biampings nicht nutzen, kann der Preamp über den Full Range Ausgang (Klinke) an eine Endstufe angeschlossen werden. Mit einem zusätzlichen Schalter kann der Ausgangslevel der drei Ausgänge der Empfindlichkeit der angeschlossenen Endstufe angepasst werden.

Der Sound des Preamps bleibt im Flat Preset auch bei den maximalsten Einstellungen weitestgehend clean. Der Klang ist im Grunde genommen recht linear, so dass ich nicht feststellen konnte, dass bestimmte Frequenzbereiche hervorgehoben sind. Der 7-bändige Equalizer erlaubt sehr gute Einstellungen, wobei die drei Regler für BassMiddle und Treble schön völlig ausreichend wären. Beim aktivierter PreShape Preset klingt es schon etwas anders. Die Bässe und die Höhen werden betont, die Mitten dezent gesenkt, was dem Klang mehr Masse verleiht. Werden jetzt noch mit dem EQ mehr Bässe hinzugefügt, könnte es manchmal schon zu viel des Guten sein...

Die zuschaltbare Röhrenzerre arbeitet dezent, so dass auch bei maximaler Einstellung keine kratzigen bzw. fuzzigen Sounds entstehen. Bei einer Valve-Drive Einstellung von 50% ist ein sehr schöner Röhrensound zu vernehmen. Einstellungen darunter sind kaum bemerkbar, Einstellungen darüber klingen (für meinen Geschmack) dann doch etwas "künstlich".

Der Oktaver ist ein nettes Gimmick und soll den Sound "fetter" machen. Da ich kein großer Oktaver Fan bin, möchte ich die Qualität des Effekts nicht weiter beurteilen. Nur: Der Effekt arbeitet sehr dezent.

Fazit

Auf den ersten Blick bietet der RPM-1 ein paar mehr Zugaben, als ich sie von anderen Preamps her kenne. Die Bedienung des Preamps ist durchdacht und einfach. Schnell sind brauchbare Sounds gefunden, die mit wenigen Einstellungen den örtlichen Gegebenheiten oder dem persönlichen Geschmack angepasst werden können. Fans dezenter Röhrenzerre werden mit diesem Preamp gut bedient, ebenso wie diejenigen, die auf einen sauberen durchsetzungsfähigen Sound stehen.

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