EBS Classic 1v2

Die Suche nach einem EBS Classic 1 Preamp gestaltete sich sehr schwierig. Ich habe über ein Jahr gebraucht, um einen käuflich erwerben zu können. Letztendlich erwischte ich einen zu einem erschwinglichen Preis (trotz Zoll etc.) in Kanada.

Ich war selbst lange Zeit User von EBS Bodeneffekten und kannte somit die sehr gute Verarbeitungsqualität dieser Geräte. Zwecks mangelnder Möglichkeit war es mir bisher noch nicht möglich, einen der "klassischen" EBS-Amps zu testen. 

EBS brachte den Preamp erstmalig 1988 unter der Bezeichnung EBS-1 auf den Markt. Diese erste Version des Preamps wurde leicht modifiziert und ab 1992 unter dem Namen EBS-1v2 verkauft, bis die Herstellung 1995 eingestellt wurde. Insgesamt wurden ca. 1000 Stück dieses Preamps (Version 1 und 2) gefertigt und verkauft. 

Der EBS Classic 1v2 ist mein erster "Blindkauf". Enttäuscht wurde ich nicht:

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 150 mm
  • Technik: Transistor
  • Klangregelung: 3-Band parametrischer Equalizier, Bright
  • Eingänge: passiv / aktiv (Klinke)
  • Ausgänge: Balanced DI (XLR), unbalanced (Klinke L/R), Crossover Low / High
  • Sonstiges: Kompressor, Ground Lift, serieller Effektweg (Stereo Return)
  • Gewicht: 2,9 kg

Konzept & Sound

Ein Blick ins Innere des aus stabilem Stahlblech gefertigten Gehäuses offenbart einen Wust an elektronischen Bauteilen, welche sauber auf einer Platine angeordnet sind. Und das es ein rein Transistor-verstärkter Preamp ist.

Die Bedienelemente der Vorderseite (v.l.n.r.)

Für den Anschluss eines Instruments steht eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Hierbei wird nicht zwischen Outputstarken Bässen mit aktiver Elektronik und pegelschwächeren Bässen mit passiver Elektronik unterschieden: Mittels des Gain-Reglers und einer LED zur optischen Unterstützung wird der optimale Eingangspegel eingestellt.
Der EBS ist mit einem OnBoard-One-Knob-Kompressor ausgestattet. Lediglich ein Drehregler ist vorhanden, mit welchem das Kompressionsverhältnis zwischen 1:1 bis 4:1 eingestellt werden kann. Mittels Fußschalter kann der Kompressor aktiviert/deaktiviert werden.
Der Kompressor arbeitet sehr "zahm" und dezent, macht jedoch das, was er soll. Manchmal wünschte ich mir jedoch eine etwas auffälligere Arbeitsweise.

Etwas "tricky" ist die Equalizer-Sektion des EBS Preamps. Es bedarf schon einer gewissen Eingewöhnungszeit, bis man vernünftige und wunschgemäße Sounds dem Preamp entlocken kann. So kann mit einem Kippschalter zwischen folgenden Möglichkeiten gewählt werden:

Bypass:
Das Basssignal bleibt von den EQ-Einstellungen unberührt (quasi: EQ="off"). Das Basssignal wird unverfälscht wiedergegeben.

Mix
Das Basssignal wird vor dem EQ gesplittet: Ein unbearbeiteter Teil wird im Level leicht abgesenkt und mit dem vom EQ beeinflussten Signal gemixt. So sind (auch nur) minimale Eingriffe in den Klang möglich, der Grundsound bleibt nahezu erhalten.

Active
Das gesamte Signal kann mit dem Equalizer bearbeitet werden.

Beim Equalizer handelt es sich um einen 3-bändigen parametrischen Equalizer. Es stehen drei Regler ('FREQ') zur Auswahl der gewünschten Mittenfrequenz zur Verfügung:

LOW: 40 - 200 Hz
Middle: 80 Hz - 2 kHz
High: 2 - 8 kHz

Mit dem jeweiligen 'Level'-Regler kann der zuvor gewählte Frequenzbereich geboostet werden. D.h., dass es nicht wie bei anderen Equalizern eine Level-"Mittelstellung" gibt, von welcher aus der Level gesenkt/erhöht werden kann. Stehen die Level-Regler "Anschlag links" ist keine Veränderung des Sounds möglich.
Hinzu kommt noch die Möglichkeit der Beeinflussung der Bandweite 'Q' des gewählten Frequenzbereiches. Der Kippschalter 'Q' bewirkt eine Bandweitenänderung aller drei Frequenzbänder gleichzeitig.

'Bright' bewirkt eine gezielte Betonung der höheren Frequenzbereiche.

Wie schon erwähnt fiel es mir anfangs schwer, dem Gerät einen vernünftigen Ton zu entlocken. Der Sound blieb durchweg dumpf und ohne Brillianzen. Ich habe jedoch den Fehler gemacht und mich sofort auf den "ACTIVE"-Modus gestürzt, weil mir "MIX" zu wenig Änderung ergab. Bei meinen ersten Versuchen bin ich davon ausgegangen, dass die Level-Regler eine besagte Mittelstellung aufweisen, was sie natürlich nicht haben und demzufolge war die Änderung der Mittenfrequenz sofort aktiv. Kurz vor der Aufgabe habe ich dann doch einfach mal den "MIX" Modus ausprobiert und konnte so dezentere Änderungen des Sounds erreichen. Somit fiel auch das Verständnis der Wirkungsweise des EQ ein wenig leichter und wurde somit verständlicher. Hat man die Wirkungsweise der "Filterstellungen" verstanden, steht einer wunschgemäßen Soundformung nichts mehr im Wege.

Ein VU-Meter zeigt den Level der gewählten "Master"-stellung an. Bei optimaler Gain- und EQ-Einstellung sollte die 0 dB LED bei völlig ausreichend erreichter Lautstärke leuchten.
Der DI-Out ist auf der Vorderseite des Preamps angeordnet, sehr nützlich, wie ich finde. Der Abgriff des DI-Outs kann PRE- bzw. POST- EQ gewählt werden, der DI-out kann aber auch ganz simpel deaktiviert werden.


Die Bedienelemente der Rückseite (v.l.n.r.)

Einige weitergehende Einstellungen können über den rückseitigen DIP Switch vorgenommen werden:

So wird z.B. der Ground Lift des DI-Outs über diesen Schalter aktiviert/deaktiviert, ebenso wie die EBS-typische PhantomPowerSpeisung.

Der Effektloop ist folgendermaßen aufgebaut: Ein Monosignal kann gesendet werden, ein Stereosignal kann empfangen werden. Das ist hilfreich bei der Verwendung von Effekten, welche im Effektweg angeordnet werden sollen und die ein Stereoausgangssignal bieten (z.B. ein Chorus etc.) 

Zum Lieferumfang des EBS Preamps gehörte ein Fußschalter, mit welchem der Kompressor und der FX-Loop aktiviert / deaktiviert werden kann.

Der Preamp ist mit einem Crossover Filter ausgestattet. Damit ist ein vielseitiges "Bi-Amping" möglich, da man nicht nur eine Trennfrequenz auswählen kann. Man kann die Trennfrequenzen des LOW- und des HIGH-Passfilters überschneiden und somit die "überlappende" Frequenz betonen oder gar Frequenzbereiche ausschneiden:

Ganz nützlich für Home-Sessions: Der Anschluss eines Kopfhörers. Die Lautstärke wird mit dem vorderseitigen "Master" geregelt. M.E. wäre die Anordnung des Phone-Ausgangs auf der Vorderseite und eine vom Master getrennte Lautstärkeregelung besser (siehe SWR Grand Prix).

Natürlich macht der Einsatz eines Stereo FX-Returns nur Sinn, wenn man auch ein Stereosignal an die Endstufe bzw. Pult abgeben kann. Dazu stehen Klinken-LineOut (L/R) zur Verfügung.

Unterschiede zwischen Version 1 und Version 2

Offensichtlich unterscheiden sich beide Versionen im Layout:


Der Equalizer greift ein anderes Frequenzband ab:


Die Mittenfrequenz der drei EQ-Bänder kann wie folgt gewählt werden:


Die Unterschiede sehen jetzt nicht gewaltig aus, sie sind jedoch hörbar und durchaus nützlich. Die Abgrenzung zwischen Low und Middle Band klingt bei der Version 2 des Preamps deutlich harmonischer. Die Bandweite Q kann beim Preamp Version nur zwischen 0.3 und 2.0 gewählt werden, während die Version 2 auch noch eine "Mittenstellung" mit Faktor 0.8 bietet.

Die Signalkette des VU-Meters bei Version 1 ist um eine LED "höher aufgelöst". Der DI-Out kann bei der Version 1 "nur" pre/post Eq abgegriffen werden, die Deaktivierung des DI-Outs per Kippschalter ist nur bei der Version 2 möglich.

Wie sinnvoll die einzelnen Unterschiede wirklich sind, vermag ich nicht zu sagen, da sie nur minimal erscheinen. Lediglich der Unterschied bei der Wahl der Mittenfrequenz zwischen dem Low und dem Middle Band ist zu hören. Hier finde ich die Version 2 ein wenig besser gelöst.

Fazit

Ein kleines graues Leichtgewicht mit einem merkwürdigen Frontplattendesign: Könnte man denken, wenn man den EBS Classic das erste Mal sieht. Die Skepsis verfliegt recht schnell, wenn man sich 1.) an die Optik und 2.) an den wirkungsvollen aber nicht ganz einfachen Equalizer gewöhnt hat. Wie ich schon geschrieben habe, fiel es mir nicht leicht, sofort brauchbare Töne zu formen. Durch andere Preamps war ich es gewöhnt, einen optimalen Grundklang sofort nach dem Einschalten des Gerätes zu erhalten. Dies war beim EBS nicht so. Mittlerweile habe ich einige Zeit mit dem Preamp gespielt und mich an den Equalizer gewöhnt. Der Sound bleibt auch bei den aberwitzigsten Einstellung clean, kann jedoch sehr variabel von "mumpfig dumpf" bis "leicht" und "spritzig" eingestellt werden.

Links

Homepage des Herstellers
Samples (basstasters.com)
Manual