Ashdown CTM 100

Durch den Ashdown Little Bastard 30 bin ich auf Vollröhrenamps der unteren Leistungsregionen aufmerksam geworden. Ich war erstaunt darüber, welche hohe Lautstärken bei cleaner Wiedergabe mit relativ wenig Leistung möglich sind. Natürlich ist dies nur in gewissen Grenzen möglich. Zum Beschallen eines Probenraumes reicht es nur sehr knapp und das auch nur bei ausreichend vorhandener Membranfläche. Also testete ich mich langsam "nach oben". Der Fender Bassman 100T versprach eine Menge nützlicher Features. Ich war jedes Mal begeistert vom Sound des Amps, Berichte über eine fehlerhafte Auto-Bias Funktion schreckten mich jedoch bisher immer von einem Kauf ab. 
Eine nächste gute Möglichkeit versprach der Ashdown CTM 100, zumal er meinen Vorstellungen eines "übersichtlichen" Amps sehr nahe kam.

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Holzgehäuse
  • Technik: Röhre
  • Maße: 600 x 280 x 250 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 19 kg
  • Röhrenbestückung: 2 x KT88, 2 x ECC832, 2 x ECC82
  • Klangregelung: 3-Band EQ passiv, 
  • Leistung: 100 Watt an 2, 4 o. 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke (passiv / aktiv)
  • Ausgänge: Speakon (Speaker)


Konzept

Bei einem Amp, welcher neu knappe 1000 Euro kostet, darf man eine tadellose Verarbeitung erwarten. Ich wurde nicht enttäuscht. Für das Gehäuse wurde 18 mm starkes Sperrholz verwendet, welches mit einem robusten Tolex in Lederoptik überzogen wurde. Sämtliche Ecken sind mit Metallkappen gegen Stöße gesichert. Die Creme-farbenen ChickenHead-Poti-Knöpfe vermitteln dazu eine klassische Optik. Insgesamt wirkt der Amp absolut wertig.
Mit knappen 19 kg Gewicht lässt sich der Amp noch recht gut transportieren. Eine große Hilfe hierbei sind die oberseitig angebrachten Ledergriffe.
Da keine aktive Kühlung vorhanden ist, wurde dem Gehäuse oberseitig ein großes Metallgitter spendiert:


Die Endstufen-Röhren vom Typ KT88 sind mit Tube-Holdern gegen unbeabsichtigtes Herausfallen gesichert, die Vorstufenröhren durch "Becher" gegen Einstreuungen gesichert.


Das Bedienpanel des Amps ist, wie oben schon erwähnt, schön übersichtlich:


Für den Anschluss des Basses stehen zwei Klinkeneingänge zur Verfügung. High für Bässe mit hohem Output, Low für Bässe mit geringem Output. Unterhalb der Instrumenteneingänge sind die Klinkenein- und Ausgänge für den Effektweg vorhanden. Löblich, dass diese vorderseitig angebracht sind!


Der Ashdown CTM100 verfügt über einen passiven 3-Band Equalizer. Die Regler Bass, Middle und Treble beeinflussen sich gegenseitig, jedoch nicht so ausgeprägt, wie es z.B. beim Little Bastard 30 der Fall ist. Die 12 Uhr-Stellung der drei Regler bedeutet auf keinem Fall einen neutralen Equalizer. Hier ist ein wenig Einstellerei notwendig, bis man in etwa einen halbwegs neutralen EQ gefunden hat. Insgesamt greift der Equalizer nur recht bescheiden in die Klangformung ein. Mit dem Mittenregler sind noch relativ deutliche Änderungen zu erreichen, das Bass- und vor allem das Höhenband ändert sich dagegen nur wenig...
Deutlichere Änderungen sind mit den vorhanden schaltbaren Presets möglich: 

  • MELLOW betont die Bässe und Tiefmitten, 
  • DEEP betont ebenfalls die Bässe, cuttet aber die Mitten und Höhen
  • SHIFT verschiebt die Middle-Centerfrequenz in tiefere Frequenzen und
  • BRIGHT betont (recht wenig) die Höhen

Ein nützliches Detail noch: Der oberseit des Masters vorhandene MUTE IN Schalter dient zum stummschalten des Amps.


Ich finde es sehr sinnig, den DI-Out auf die Vorderseite eines Amps zu legen. Das mag optisch nicht der Hit sein, nützlich ist es m.E. dennoch. Nichts empfinde ich schlimmer, als auf engen Bühnen im Schummerlicht auf der Rückseite eines Amps (noch schlimmer: auf der Rückseite eines Racks...) im Kabelwirrwarr die entsprechenden Buchsen zu suchen. Der Abgriff des Master-unabhängigen DI-Out kann per Schalttaste pre oder post EQ gelegt werden.


Ashdown-typisch ist natürlich auch ein VU-Meter beim CTM100 vorhanden. Anders als beim Little Bastard 30 erfüllt es noch eine weitere Funktion: Durch einen Druckschalter kann die Funktion des VU-Meters dahingehend geändert werden, dass mit ihm die Ruheströme der beiden Endstufenröhren, welche jeweils durch einen Kippschalter gewählt werden, angezeigt werden können. Die Einstellung des Ruhestroms erfolgt jedoch auf der Rückseite des Amps...


Auf der Rückseite des Amps sind lediglich der Haupt- und Standby Schalter vorhanden, sowie die Speaker-Outs.

Sound

Nachdem ich vom Grundsound des Little Bastard 30 sehr überzeugt war, habe ich diesen auch beim Ashdown CTM100 erwartet. Sie sind aber m.E. nur wenig vergleichbar. Der CTM100 klingt anders meine bisherigen Vollröhren. Die sind normalerweise eher sehr basslastig ausgelegt, während der CTM100 deutlich mittiger daher kommt. Mit aktiviertem Mellow -Preset relativiert sich das ein wenig, der Grundsound geht ein wenig mehr in den Bassbereich, bleibt aber frequenzmäßig z.B. über den des EBS T90 oder des Ampeg V-4B. Der Ashdown klingt dadurch nicht so "Vintage"-bauchig wie manche andere Vollröhren, er klingt eher sehr straff und hart, was jedoch im Bandgefüge sehr durchsetzungsfähig ist.
Man muss diesen Grundsound mögen, denn großartig ändern lässt sich dieser mittels des EQs nicht. Hier sind nur Nuancen möglich. 
Durch die getrennte Gain/Master regelung sind durchaus Zerrsounds möglich. Diese reichen von "leicht zitternd" bis "fuzzig"-kratzend. Ich bin jedoch eher Clean-Sound Spieler und schätze am CTM100, dass er bis in hohe Lautstärkebereiche clean bleibt.

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